Die meisten Töne in der abendländischen Musik haben ein periodisches Zeitverhalten. Das Ohr vermittelt dem Gehirn sowohl den zeitlichen Verlauf des Schalldrucks als auch eine Zerlegung in eine harmonische Reihe von Teiltönen. Dennoch ist der Gesamteindruck ganzheitlich, charakterisiert durch Tonhöhe, Klangfarbe und - im Zusammenklang mehrerer Töne - das Empfinden für Konsonanz und Harmonie. Allerdings gibt es große individuelle Unterschiede im Hören, die vermutlich durch verschiedene Gewichtung der durch das Ohr vermittelten komplementären Information zustande kommt. Die musikalischen Konsequenzen der Sonderrolle periodischer Töne und ihrer Zerlegung in harmonische Reihen reichen von den musiktheoretischen Grundlagen der Harmonie (Rameau 1722) bis zu Einflüssen auf die Instrumentenwahl von Berufsmusikern, abhängig vom Hörertyp.
Die Vortragenden erklären die Grundtatsachen zusammen mit einigen verblüffenden psychoakustischen Experimenten und musikalischen Beispielen. Dabei wird gleichzeitig mit den Tönen ihr Zeit- und ihr Frequenzverhalten visuell vorgeführt. Angesprochen werden auch zugehörige neurologische Befunde der Heidelberger Arbeitsgruppe, abgeschlossen wird der Vortrag mit einem Test zum Hörtypus, mit dem jeder selbst seine bevorzugte Wahrnehmung herausfinden kann.
Prof. Hans Günter Dosch, Universität Heidelberg
Prof. Hans J. Specht, CERN und Universität Heidelberg